Willi Matthes mit der Ehrenmitgliedschaft ausgezeichnet
Willi Matthes wurde 1927 in Mainz-Gustavsburg geboren, wohnte später in Nierstein. Um näher an seiner damaligen Arbeitsstelle bei der KSB in Frankenthal zu sein, übersiedelte er mit Frau Christel und Kindern 1962 nach Roxheim. Sein ausgesprochenes Interesse an der Natur und ganz besonders an der Vogelwelt war zu diesem Zeitpunkt bereits ausgeprägt. Und so wundert es nicht, dass Willi Matthes sogleich Stellung Bezog und meldete sich zu Wort zu den damaligen akuten Eingriffe in – man kann auch ohne Übertreibung sagen Angriffe auf – die Auenlandschaft zwischen Frankenthal und Worms. Anfang der 60er Jahre wurde
Schlamm aus dem Vorderen Roxheimer Altrhein in den Hinteren gepumpt. Die BASF wollte den Hinteren Roxheimer Altrhein mit einem Müllschlacken-Berg auffüllen und einen Aussichtspunkt darauf errichten. Prominenter Befürworter dieses Planes war der damalige Referent des Industrieverbandes Chemie und CDU Landtagsabgeordnete Dr. Helmut Kohl.
Im Bereich der Ochsenlache hatte der Christliche Verein Junger Männer (CVJM) ein
internationales Begegnungslager mit ausgedehnten Freizeitanlagen geplant. Glücklicherweise wurde uns das Schlimmste erspart dank des unermüdlichen Einsatzes und Widerstandes von Willi Matthes und gleichgesinnter Naturschützern kam vieles anders: Der Hintere Roxheimer Altrhein wurde 1966 zum Naturschutzgebiet erklärt. Die endgültige Unterschutzstellung der
Ochsenlache bedurfte noch längerer Anstrengungen. 1980 wurde auch sie offiziell zum Naturschutzgebiet. An der Ausweisung unserer anderen Schutzgebiete war Willi Matthes – wie sollte es anders sein – wie selbstverständlich maßgeblich beteiligt. Es ließe sich noch Seitenweise berichten, gegen welche Projekte und Konzepte er Stellung beziehen musste.
Zwei weitere sollen aber noch genannt werden: In den 70er Jahren wollte die Firma
Willersinn ein Wochenendhausgebiet am Silbersee errichten. In den 80er schließlich gab es Bemühungen um einen 18-Loch Golfplatz auf der Bonnau, die abgeschlagen werden konnten.
1980 gründeten sich die Partei „Die Grünen“, bei denen Willi Matthes seine politische Heimat fand. 1984 besetzte der Gemeinderat den Umweltausschuss mit Matthes, dem er 15 Jahre angehörte. Ausschlaggebend war seine in der Gemeinde unangefochtene Kompetenz im Umwelt- und Naturschutz. Die SPD hatte mit seiner anderen Parteizugehörigkeit keine Probleme, die CDU sah in der Besetzung des Ausschusspostens ein parteitaktisches Manöver.
In dutzenden Stellungnahmen und Leserbriefen bot Willi Matthes den Allianzen von
Politikern und Geldhaien die Stirn. Ohne seinen selbstlosen Einsatz würde vermutlich unsere Altrheinlandschaft anders, kaum wieder erkennbar aussehen. Sein Engagement für unsere Umwelt hörte freilich an der Gemarkungsgrenze nicht auf. Über die Landesgrenzen hinaus war sein Sachverstand gefragt, den er sich autodidaktisch erworben hat. Durch zahlreiche, meist ornithologischen Publikationen leiste er der Wissenschaft einen Beitrag. Nicht vergessen werden darf auch sein Engagement in den Friedensinitiativen.
Unschwer wird man sich vorstellen können, dass dieser Umfang von ehrenamtlichem Einsatz an den Kräften zerrt. Ende der 90er zog sich Willi Matthes daher aufgrund seines fortgeschrittenen Alters weitgehend von der „politischen Bühne“ zurück. Er sagte einmal sinngemäß, er wolle sich in seinem Lebensabend noch mal schöneren Dingen des Lebens widmen, als sich mit Lobbyisten auseinander zu setzen. Wer allerdings daraus zu hören glaubt, er würde sich zur Ruhe ziehen, liegt falsch. Vielmehr beschäftigt er sich seit einigen Jahren erfolgreich mit einem weitern, weniger konfliktträchtigen Hobby: der Regionalgeschichte.
In großer Dankbarkeit für sein schützende Hand, die uns jüngeren Generationen die
Landschaft in unserem Ort weitgehend bewahrt hat, zeichnete der Ortsverband Willi Matthes am 10. März 2007 mit der Ehrenmitgliedschaft aus. Der Geehrte freue sich, dass seine Arbeit von jüngeren anerkannt und fortgesetzt werde. „Global denken, lokal handeln.“ war und ist sein Leitspruch. Er betonte, dass er auch viel Unterstützung in Behörden, Amtsstuben und Vereinen“ erfahren habe. Ohne diese Unterstützung und die seiner Frau hätte er sein Anliegen nicht so erfolgreich umsetzen können.